Lars Krismes

Der kleine Lars schlug seine Augen auf und war augenblicklich aufgeregt.

Warum nur?! Ah, jetzt fiel es ihm wieder ein. Seine unruhige Gemütsstimmung rührte von den Verheißungen seiner Eltern, der steten Erwähnung seines Namens in Funk und Fernsehen und nicht zuletzt von der allmorgendlichen partiellen Entleerung seines Adventskalenders her.

ES IST JEDES JAHR DAS GLEICHE“ dachte er „…und das nun schon zum 5. MAL!!!“

Wobei ihm seine Eltern glaubhaft versichert hatten dass sich das Spektakel nun schon das 9. Mal wiederholte.

Naja, morgen sollte es nun endlich wieder ein Ende haben. Er fragte sich immer noch, was Mama Krismes geritten hatte, ihn mit diesem „unglaublich kreativen“ Namen zu schlagen.

Lars befand sich gerade in einem Alter des geistigen Umbruchs. Die Weisen die die Großen so verlauten ließen, verarbeitete mit zunehmender  Skepsis. AUCH –oder vielmehr wahrscheinlich sogar GERADE- bei Figuren, die einen scheinbar grundlos mit Geschenken und Süßkram überhäuften. Angefeuert wurde das durch die kleinen Ungereimtheiten, in den Geschichten seiner Mitbürger im erziehungsberechtigten Alter.

So so… Klang der Weihnachtsmann vor einem Jahr noch auffällig nach Onkel Dietmar und verfügte komischerweise auch über dieselbe Missbildung am rechten Zeigefinger, so wurde die Bescherung dieses Jahr mit einer fadenscheinigen Begründung eingeleitet, der Weihnachtsmann sei mit seinem Moped liegen geblieben und musste eilig weiter, um sich bei den restlichen Kindern der Republik nicht noch mehr zu verspäten.

Deshalb hatte er Lars‘ Vater den Sack mit den Geschenken in die Hand gedrückt, dass er sich doch bitte um eine im gauß’schen Sinne einwandfreien Gleichverteilung selbiger kümmere.

Die Erwachsenen verstricken sich immer weiter in ihre Widersprüche.“ dachte Lars, grinste wissend und trat dennoch näher an den Baum um nach der sehr hastigen wie unmöglichen Darbietung von „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ sein erstes Geschenk entgegen zu nehmen.

Die Erwachsenen nehmen Kindern aber auch gar nichts übel“ dachte er, als er sich am liebsten seine Ohren mit einer Mischung aus Toilettenpapier getränkt in Spachtelmasse verklebt hätte ob seiner eigenen „Gesangeskünste“.

Er blickte in die Runde und alle waren eigenartig beseelt: Da waren seine Emm und Pee, die sich freuten, als wäre soeben das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt worden, seine Oma, die bei einem Privatauftritt Johannes Heesters‘ anlässlich ihres 43. (wie sie immer wieder betonte) Geburtstages nicht hätte glücklicher aussehen können.

EINZIG sein Opa moserte mal wieder über irgendwas herum. Zu seinen Lieblingsthemen zählten dabei Jugendliche auf Rollbrettern, Verfall von Sitte und Ordnung, schlechtes Essen/schlechte Bedienung, Autofahren bei Nacht, Aufstehn um 6, der Schlaf vor Mitternacht/der Schlaf nach Mitternacht, die Frisur von Oma usw. usf.
Irgendetwas aus diesem Potpouri wird es wohl auch heute gewesen sein.

 

Nachdem Lars nun alle seine Geschenke entgegen genommen hatte, verzog er sich auf sein Zimmer um „mit seinen Geschenken zu spielen“.

Und das tatsächlich auch aus diesem Grund. Aber hauptsächlich, um den Alten aus ihrem Concon aus Heizungswärme, Räucherkerzen, Spekulatiusgebäck und Cognac, beschallt von „Weihnachten mit Florian Silbereisen“ in Dauerschleife zu entkommen.

Angekommen in seinem Zimmer machte er es sich mit seinen Geschenken gemütlich und fand bei genauerer Betrachtung und eingehender Beschäftigung tatsächlich auch Gefallen an ihnen.

Später am Abend legte er sich schlafen mit dem glückerfüllenden Gedanken, dass jetzt die längste Zeit vor ihm liegt, bis zum nächsten Advent.

Oh, wenn er doch 30 Jahre früher geboren worden wäre, er würde die 80er komplett einstampfen zusammen mit diesen unmöglichen Klamotten, Frisuren, Wham und dem Rest dieser entsetzlichen Pop…

 

GUTE NACHT!!!

 

 

 

 

 

 

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