Hinter Schwäbischen Gardinen

König der Möpse ‚Rudolph I‘ gab gerade auf dem Kollwitzplatz einen seiner üblichen Dithyramben zum Besten.
Er saß dabei auf seinem aus Klopapierrollen zusammengeschusterten Thron. In der rechten hielt er ein Klobürstenzepter und zu seinen Füßen befand sich standesgemäß der XXL-Wischweg-Eimer von OBI mitsamt Feudel.
Es erfreute ihn jedes mal aufs neue, wenn einer der vorbeilaufenden PBerg-Passanten ihn erst an- und dann angewidert schnell wieder weg schaute.
Sein Blick schweifte entlang des Platzrandes. Als er an der Stelle inne hielt, wo sich früher mal die „HO Sitzmöbel“ befand, woraus dann später nach der Wende bis Ende der 90er „Heinis Sitzkomfort – Bei uns thronen sie richtig“ wurde.
Jetzt konnte man dort biologischen Blasentee kaufen, worauf das Schild mit der Aufschrift ‚Billy’s Bubbletea‘ schlussfolgern ließ.
WEGGENTRIFIZIERT!!! Dachte sich Rudi. Und der echte wahre Urberliner muss sich mit so einem zusammenimprovisierten Kackrollenscheiß zufrieden geben. – Als sein Kumpel Fritz Nitsch die Husemann herunter kam.

Wie immer hatte der seine Blockflöte dabei und in seinem Arm seine Freundin Zara, die mal wieder wie ‚Ophelia auf LSD‘ alles um sich rum ganz toll fand und nicht aufhören konnte lebensbejahendes Zeug vor sich her zu quatschen.
„Tach Rudi, Alter Pissetrinker. Wie liegen die Aktien?!“ – „Stehen…!!!“entgegnete Rudi „Die Aktien stehen. Und das nicht gerade besonders gut. Und selbst?!“
„Ich bin jetzt im Kaufen-/Verkaufen-Geschäft tätig und komm auch nur mal zufällig vorbei spaziert.“
Rudolph und Fritz waren alte Sandkastenkumpelz doch irgendwann trennten sich ihre Wege.
Während es Fritz auf die Sonnenseite des Lebens verschlug, fand Rudi nach dem Erreichen der Volljährigkeit schon bald seinen Stammplatz im Wartebereich des Job-Centers.
„Also“ konnte Fritz nicht aufhören Rudi fröhlich grinsend die sprichwörtliche Faust ins Gesicht zu drücken „Was ist so los?“
„Christa und Christine von der christlichen Bruderschaft mussten ihre barmherzige Suppenküche schließen“ entgegnete Rudi „damit da Klamotten mit Löchern drin verkauft werden können. ‚Trendy‘ sagt man jetzt dazu.
Man man man, ich bin ganzschön angepisst, das sag ich dir!“

Fritz gingen die Augen auf gleich den Stadttoren Babylons: „Was meinst du, was mich das gekostet hat, diese Kirchen-Heinis da raus zu klagen…! Und die immer am Jammern: ‚Die Armen, die Armen… bok, bok, boook'“

An einer Bushaltestelle um die Ecke pulten sich gerade 2 Hipster mit schwarzen Ray Ben-Sonnenbrillen gegenseitig auf völlig heterosexuelle Art Teeblasen aus ihren langen ungepflegten Rauschebärten.

Ein ganz normaler Tag „Hinter Schwäbischen Gardinen“…

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